Direkt zu den Inhalten springen

Gegen drohenden Pflegenotstand aktiv werden

Pflegereport prognostiziert steigenden Bedarf an Pflegekräften bis 2030. Um ihn zu decken, muss die Arbeit attraktiver werden.

Erschöpfte Pflegerin sitzt auf dem Boden.
Hohe Arbeitsbelastung gehört für Pflegekräfte zum Alltag. Foto: Georgiy / Adobe Stock

Eine alternde Gesellschaft braucht gute Pflege, um alle zu versorgen. Nicht nur die aktuelle Corona-Pandemie hat die Bedeutung des Berufes und die große Belastung der Beschäftigten vor Augen geführt.

Die Krankenkasse BARMER hat für ihren aktuellen „Pflegereport“ berechnet, wie sich der Bedarf nach Pflegekräften in den kommenden Jahren entwickelt. Danach werden bis zum Jahr 2030 bei konservativen Annahmen mehr als 180.000 Pflegekräfte fehlen, auch weil es mit dann insgesamt rund sechs Millionen Pflegebedürftigen über eine Million Betroffene mehr geben wird als bisher angenommen.

Pflegeberufe aufwerten

Eine deutlich höhere Zahl an Pflegebedürftigen führt natürlich auch zu einer höheren Nachfrage nach Pflegekräften und damit auch zu höheren Kosten. Selbst ohne ohne weitere Leistungsverbesserungen, die gleichwohl nötig seien, werde der Finanzbedarf von 49 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 59 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 steigen. „Neben den Herausforderungen bei der Finanzierung muss der Blick auch auf die Frage gerichtet werden, wer künftig die Pflegebedürftigen betreuen soll. Bereits heute fehlen tausende Pflegekräfte. Den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen, muss ein zentrales Anliegen werden“, so Wolfgang Rothgang, Autor des Pflegereports. Wichtig sei es deshalb, den Pflegeberuf durch Verbesserungen bei der Bezahlung und den Arbeitsbedingungen aufzuwerten.

Im Koalitionsvertrag der Ampelparteien sind Reformen in der Pflege versprochen. Wichtige Errungenschaft aus Sicht des SoVD sind die geplante Begrenzung der Eigenanteile in der Pflege und die regelmäßige Erhöhung des Pflegegelds. Der Verband begrüßt außerdem, dass eine Lohnersatzleistung analog zum Elterngeld für pflegende Angehörige eingeführt werden soll.

SoVD: Auch pflegende Angehörige bedenken

Auch die Zahl der pflegenden Angehörigen wird in den nächsten zehn Jahren deutlich zunehmen, prognostiziert der Pflegereport der BARMER. Etwa drei Millionen Pflegebedürftige, so die Kalkulation, werden dann ausschließlich von ihren Angehörigen gepflegt und damit rund 630.000 mehr als im Jahr 2020. Auch hier setzt sich der SoVD ein.

Zur Lage pflegender Angehöriger hielt SoVD-Präsident Adolf Bauer fest: „Pflegende An- und Zugehörige sind ein wesentlicher Stützpfeiler unseres Pflegesystems. Für sie müssen deshalb mehr Entlastungs- und Unterstützungsangebote geschaffen werden. Dazu müssen insbesondere mehr Angebote der Tages- und Verhinderungspflege flächendeckend zur Verfügung stehen. Zugleich brauchen wir angemessene Pflegezeiten und akzeptable Lohnersatzleistungen für entgangenes Arbeitsentgelt, wenn wir die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf während einer akuten Pflegezeit ernsthaft ermöglichen wollen.“